Trainingstagebuch – der Beginn

16. Juni 2024: Gestern erst habe ich mir vorgenommen, mit Lukas nach einem Trainingsplan zu arbeiten. Inzwischen habe ich genug Wissen angesammelt, um eine ungefähre Idee dessen zu haben, was ich eigentlich erreichen möchte und wie ich dahin komme.

Mein Ziel ist es, dass er ausdauernder wird und schöner in der Bewegung. Nebenbei soll er auch noch etwas abnehmen – und zwar nicht durch Diät. Das ist auch gar nicht möglich, die die Pferde 24 Stunden Heu zur freien Verfügung haben. Meine Methode soll Ausdauer und Gewicht gleichermaßen positiv beeinflussen: Training.

Jetzt ist es ja so, dass ich Lukas nicht reiten möchte. Das hat mehrere Gründe:

  1. Aufgrund seiner Unlust zu gehen und seinem Körperbau glaube ich, dass er gar nicht ausreichend und richtig bemuskelt ist, um schadensfrei einen Reiter zu tragen. Dass er von seinen zwei anderen Reitbeteiligungen geritten wird, kann und will ich gar nicht beeinflussen, aber ich für mich habe mich eben anders entschieden.
  2. Ich fühle mich besser, wenn ich mit beiden Beinen am Boden stehe, während ich mit ihm arbeite, so sehe ich besser, was er tut und kann seine Körpersprache besser lesen. Umgekehrt kann er auch meine Körpersprache besser lesen.
  3. Ich bin sicherlich um vieles besser und erfahrener in Bodenarbeit als beim Reiten. Ich habe es nie richtig gut gelernt und verwirre ihn mit meinen ungenauen Hilfen sicher eher, als dass wir eine feine Kommunikation aufbauen, während ich reite. Jedes Mal, wenn ich drauf sitze, fühle ich mich hilflos, wenn er etwas anderes macht, als ich möchte. Dann neige ich doch dazu, zu sehr an den Zügeln zu ziehen oder meine Schenkelhilfen zu nachdrücklich zu geben. Vom Boden aus ist das anders.
  4. Ich finde Reiten etwas langweilig. Ich könnte mir weder vorstellen, irgendwelche Bahnfiguren zu reiten, noch Tag um Tag im Gelände unterwegs zu sein. Ich bin da einfallslos.
Lukas auf dem Reitplatz

Diese Gründe zusammen haben mich entscheiden lassen, das Reiten erst mal ganz sein zu lassen. Vielleicht ändert sich das auch nochmal, aber für den Moment bin ich sehr zufrieden mit meiner Entscheidung.

Vom Boden aus habe ich nur ein Problem: Was kann ich von meinem Kaltblut verlangen, das ihn nicht körperlich überfordert, aber doch so sehr fordert, um seine Ausdauer zu verbessern.

Ich höre immer, dass ein Pferd in der Lage sein sollte, entspannt über einen Zeitraum von zwanzig Minuten zu traben. Davon sind wir noch meilenweit weg. Lukas schafft mit Ach und Krach eine Minute. Vermutlich würde er es länger schaffen, aber ich schaffe es nicht länger, ihn in Trab zu halten. Denn das ist eine harte Minute lang Treiben. Wir sind nur selten so im Flow, dass er von allein trabt.

Mit dem Galopp ist es noch schwieriger. Ja, Galopp ist wichtig für ein Pferd, für die Bauchmuskeln und die Lunge. Wir brauchen beides. Aber um Lukas zum Galoppieren zu bringen, braucht es echt Anstrengung und viel Ausdauer (von mir). Ich rede hier nicht von den zwei, drei Mal im Jahr, in denen er seine Energie durch schnelles galoppieren und buckeln und ausschlagen loswerden muss. Ja, dann kann er rennen, dann muss ich ihn nicht treiben, höchstens etwas anstacheln. Aber wie gesagt, das passiert eher selten.

Es gibt jedenfalls einiges, was ich angehen kann.

  • Ich möchte ein Pferd, das antrabt, wenn es soll und dann gelöst über längere Zeit (zwanzig Minuten?) hinweg traben kann.
  • Ich möchte ein Pferd, das auf Kommando angaloppiert und nicht sofort wieder in Trab fällt, sondern auch hier locker und gelöst bleibt.
  • Ich möchte ein Pferd, dessen Schritte in allen drei Gangarten raumgreifend sind.
  • Ich möchte ein Pferd, das auch im Trab den Hals fallen lassen kann.

Wenn ich das alles erreicht habe, setze ich mich vielleicht auch wieder drauf und arbeite an meinem nächsten großen Traum: Reiten nur mit Halsring und ohne Sattel.

Für diese Ziele habe ich mir jetzt einen Plan gemacht. Einen Plan nach agilen Methoden. Ich habe eine Vision (siehe oben) und werde mich da langsam hinarbeiten. Ich weiß weder, wie lange es dauern wird, noch welcher Weg uns genau erwartet. Aber wir fangen an. Ich setze Lukas und mir das erste Teilziel und arbeite darauf hin.

Und das erste Teilziel ist: Er sollte in der Lage sein, selbstständig einen gewissen Abstand zu mir einzuhalten, z.B. an der Longe. Ich möchte ihn nicht ständig in seinem Abstand zu mir korrigieren müssen. Meist drängt er zu mir rein.

Um das zu erreichen, müssen wir also vor allem üben. Nebenbei kann ich ja schon mal ein weiteres Ziel anvisieren: die Ausdauer. Wir werden Schritt für Schritt die Trabphasen verlängern. Aktuell klappt ja schon eine Minute am Stück. Ich mache so eine Art Intervalltraining, er trabt für eine Minute (zumindest theoretisch), dann wechseln wir die Richtung und er darf als Pause 40 Sekunden Schritt gehen, dann beginnt das nächste Intervall. Das Ganze machen wir insgesamt 8 Mal.

Das hört sich total wenig an, ist aber für meinen Dicken schon eine echte Herausforderung, der er nicht jedes Mal bewältigt. Dennoch möchte ich das Ganze langsam steigern, einmal die Anzahl der Intervalle (von 8 auf 12) und dann die Länge der Trabdauer (von 1 Minute auf 1’30). Dann wären wir schon bei insgesamt 18 Minuten Trab, wenn auch nicht am Stück.

Und natürlich sieht es bei uns auch nicht so aus, dass ich ihn raushole, in den Trab schicke, mein Intervalltraining durchziehe und dann ist er nach 12’40 Minuten fertig. Das würde er auch niemals mitmachen. Natürlich haben wir vorher 20 Minuten Aufwärmzeit. Die ersten 10 Minuten in Gammelschritt, damit meine Diesellok in Gang kommt. Da will ich nur, dass er sich überhaupt vorwärts bewegt. Die nächsten 10 Minuten muss er dann fleißiger werden und auch schon mal den einen oder anderen Trabschritt einlegen. Wenn das gut klappt, lasse ich ihn noch einmal in jede Richtung angaloppieren. Das klappt zugegebenermaßen nicht immer.

Insgesamt sieht das Training also momentan so aus:

  1. Lukas in Ruhe fertig machen (viel Massage und Streicheleinheiten, einmal Ganzkörpercheck und ein bisschen was wegputzen)
  2. Auf dem Roundpen oder Platz 10 Minuten Gammelschritt (entweder frei oder an der Longe)
  3. 10 Minuten Aufwärmarbeit mit fleißigem Schritt, Trabphasen und manchmal kurz Galopp, jeweils in beide Richtungen
  4. Intervalltraining (momentan 8 x je 1 Min Trab und 40 Sek Schrittpause, Richtungswechsel nach jedem Intervall)
  5. Cool down (manchmal nur Gras fressen lassen, manchmal ein paar Runden im Schritt)

Und heute?

Für heute hatte ich mir vorgenommen, ihn während es Aufwärmens an der Longe auf dem Reitplatz ein paar Bahnfiguren laufen zu lassen, um am richtigen Abstand zu mir zu arbeiten. Und dann wollte ich das Intervalltraining ebenfalls auf dem Platz machen. Aber als ich zum Stall kam, hatten die Kinder mit ihrem Haflinger bereits den Platz für sich beansprucht, für mich blieb also nur der Roundpen. Also habe ich meine Schaumstoffstangen hingelegt und meinen Trainingsplan dort durchgezogen, Aufwärmen als Freiarbeit (Galopp war heute einfach nicht drin, schon der Trab war schwierig), das Intervalltraining an der Longe. Das ganze nach Art „Equikinetic“ in der 8m Quadratvolte. Mit einem latent schlechten Gewissen, weil ich mir nicht sicher bin, ob das Laufen in der Biegung für ihm schaden kann. Hoffentlich habe ich an einem der nächsten Tage den Platz für mich.

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