Sichtbare Veränderungen

25.05.2025

Dieses Wochenende bin ich mehrfach darauf angesprochen worden, was denn mit Lukas los wäre. Und ich muss zugeben, dass es da wirklich eine merkliche Veränderung gibt.

Ich wollte ein Pferd, das wieder Spaß an der Arbeit hat – heute wollte er gar nicht mehr aufhören, obwohl die Alternative Grasen war. Nach einer halben Stunde Targettraining im Roundpen wollte ich eine Pause machen und habe Lukas grasen geschickt. Doch als ich zurück in die Mitte gegangen bin, ist er sofort mitgekommen und hat mich erwartungsvoll angeschaut.

Ich wollte ein Pferd, dass sich gern und freiwillig bewegt – heute hat ist von Anfang an beim Targettraining getrabt. Keine Aufwärmphase, kein in sich gekehrter Blick. Die Energie, die in ihm ist, ist für mich spür- und sichtbar. Und er zeigt sie auch deutlich. Seine Bewegungen sind immer etwas überzeichnet und es ist viel Bewegung im Pferdekörper. Manchmal so viel, dass er mir schon wieder Angst macht. 900 Kilo überschäumende Lebensfreude lassen mich sehr klein und verletzlich wirken. Auch wenn er mir dabei (meistens) nicht zu nahe kommt.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er jemals das Training mit mir dem Grasen vorziehen würde. Mittlerweile arbeiten wir frei auf dem Platz, wo am Rand das Gras wächst. Er könnte jederzeit grasen gehen, tut es aber nicht.

Und das alles innerhalb weniger Wochen.

Es gibt natürlich auch eine andere Seite der Medaille. Die überschäumende Freude, die sich in wildem Kopfschlagen, bocken und ausschlagen äußert, macht mir teilweise Angst. Dieses Wochenende hatte ich mehrfach den Impuls, mich hinter einen schützenden Zaun zu retten.

In sich gekehrt ist Lukas mir gegenüber auch nicht mehr. Er zeigt mir deutlich, was er will und was er nicht will – Berührungen hält er gerade nicht gut aus, das wirkt sich auch aufs Putzen aus. Und er zeigt seinen Stress sehr deutlich. Mit dem Effekt, dass der Weg bis zum Reitplatz wirklich lang sein kann. Ich gebe ihm die Zeit, aber ernte auch einige verwunderte Blicke der anderen Pferdemenschen. Da ist eine innere Stimme in mir, die mir sagt: „Jetzt denken die bestimmt, ich müsste mich nur mal richtig durchsetzen, das Pferd würde mir ja auf der Nase rumtanzen.“ Ich unterdrücke diese Stimme so gut es geht. Aber immer gelingt es mir nicht. Immerhin gelingt es mir, den Impuls, Lukas doch zum Weitergehen zu zwingen, weitgehend zu unterdrücken. Ich weiß ja, warum ich mache, was ich mache. Und ich weiß auch, warum Lukas so ist, wie er ist. Er kommuniziert mit mir. Genau das wollte ich ja.

Jetzt weiß ich schon, dass er den Reitplatz und den Weg bis zum und hinter dem Reitplatz gruselig findet. Nur auf dem Roundpen fühlt er sich einigermaßen wohl. Das ist sein „Safe Space“.

Das Titelfoto habe ich am Freitag aufgenommen. Dabei fällt vor allem auf, dass Lukas durchaus aufgeregt wirkt, aber nicht mehr so gestresst wie vor einigen Wochen.

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