08.06.2025
Nach so kurzer Zeit, in der ich nur noch positive Verstärkung im Umgang mit Lukas einsetze, hat sich schon viel verändert. Vor allem seine Freude an der Bewegung. Zuerst dachte ich noch, es wäre einfach der etwas kühleren Wetterlage geschuldet. Kam ja schon ab und zu mal vor. Doch nachdem diese Bewegungsfreude nun schon drei Wochen andauert, würde ich behaupten, das hat doch etwas mit dem Training zu tun. Es ist einfach nichts mehr da, von dem in sich gekehrten Pferd, das nur mit Mühe dazu zu bringen ist, wenigstens seine Runden im Schritt zu trotten. Trab war nur mit viel Treiben und Mühe möglich und auch frühestens nach 20 Minuten im Schritt.
Das ist nun grundsätzlich anders. Lukas ist voll bei der Sache. Ich verlange zwar nicht explizit Trab von ihm, sondern nur, dass er dem Target folgt, aber er bietet den Trab oft von sich aus an. Auch der Schritt ist viel energievoller geworden. Manchmal wird es mir sogar zu viel. Am Freitag musste ich mal eine Weile aus dem Roundpen rausgehen, weil mir Lukas‘ Energie zu viel wurde (siehe Titelbild). Ich habe mich dann einfach ein paar Minuten aus der Situation gezogen, bis ich mich selbst wieder beruhigt hatte, danach ging es weiter.
Dadurch, dass ich ihn mitreden lasse – wir starten die nächste Übung nach dem Klick immer erst, wenn er mir durch Senken seines Kopfes signalisiert hat, dass er bereit ist – zeigt er mir auch viel deutlicher, was er möchte. Deshalb kann ich jetzt schon sagen, dass er die Stelle, wo man zum Reitplatz reingeht, gruselig findet (dort trabt er eigentlich immer rein), und dass ihn auf dem Reitplatz am meisten die hintere rechte Ecke gruselt und dass er sich auf dem Roundpen sicher fühlt.
Ja, er wird manchmal ungeduldig und lässt mich das spüren. Und dadurch, dass er jetzt so energiegeladen ist, kommt es häufiger vor, dass er unverhofft zur Seite oder nach vorne springt. Allerdings achtet er auf mich und mehr verlange ich von ihm gar nicht.
Noch ein riesiger Erfolg: das Gras. Mit so einem durchschlagenden Erfolg hinsichtlich des starken Reizes Gras hätte ich nie gerechnet. Gewünscht ja, aber ich habe nicht daran geglaubt, dass sich so schnell und so stark etwas ändern würde. Ab und zu zeigt mir Lukas, dass er eine Pause braucht, indem er weggeht und ein paar Happen Gras frisst. Das kann ich aber immer zulassen, weil ich eigentlich viel häufiger eine Pause bräuchte als er. Aber er kommt danach immer wieder zu mir zurück. Auch ohne, dass ich ihn gelockt oder dazu aufgefordert habe. Auch das Gras-Stopp-Signal funktioniert einwandfrei. Klar, ich habe es noch nicht unter Extrembedingungen ausprobiert, aber mir reicht allein das, was wir jetzt schon erreicht haben.
Insgesamt bin ich so wahnsinnig stolz auf uns.
Heute habe ich die Tür vom Roundpen offen gelassen, weil ich zwischendurch ab und zu mal auf den Reitplatz wollte (bei uns muss man durch den Reitplatz zum Roundpen gehen). Nachdem das Folgen des Targetsticks so gut geklappt hat, habe ich das auch ab und zu einfließen lassen. Er war die ganze Zeit frei und wir sind auch nah am Grasstreifen vorbei gelaufen. Aber er war die ganze Zeit voll bei mir. Ist nie losgesprungen, sondern war immer konzentriert bei der Sache. Leider hat uns dann ein heftiger Regenguss erwischt. Durch ein Video mit Sarah (zusammen_frei) wusste ich, dass Regen für Pferde auch eine Herausforderung darstellt. Deshalb habe ich in dieser Zeit nichts verlangt. Als es dann weniger geworden ist, habe ich Lukas geholt und gefragt, ob wir nach Hause gehen wollten. Er ist zügig mitgekommen, also fand er diese Idee wohl auch gut.
Ich kann gar nicht sagen, wie toll ich diese Entwicklung finde. Und falls das hier jemand liest, der ähnliche Probleme mit seinem Pferd hat, wie ich (hatte) – also Bewegungsunlust – dem kann ich nur raten, sich auch zu überlegen, ob eine 180°-Wendung in der Form des Trainings – von Druck zu positiver Verstärkung – nicht mal einen Versuch wert wäre. Für mich hat es so viel verändert.