Hütchen-Spiel und Mikro-Spaziergänge

01.06.2025

Ziel des Wochenendes war es, die ersten Spaziergangs-Schritte zu absolvieren. Der Gedanke ist eigentlich echt krass, weil ich mit Lukas schon auf ewig langen Spaziergängen unterwegs war. Warum hat das damals geklappt und jetzt nicht mehr? Diese Frage spukt die ganze Zeit in meinem Kopf rum. Habe ich damals etwas richtiger gemacht als jetzt? Oder war Lukas damals anders?

Ich habe ja im Verdacht, dass er gestresst ist, sei es durch die Pferdewechsel in der Herde oder durch Schmerzen. Auf beides habe ich Hinweise. Jedenfalls würde dieser ständige Stress (=chronischer Stress) erklären, warum er gerade bezüglich Außenreizen überhaupt nicht resilient ist.

Bei den anderen unterdrückt er seine Aufregung (wahrscheinlich?). Mit dieser Erklärung könnte ich gut leben. Es könnte es natürlich auch ganz anders sein. Aber was bringt mir dieser ständige Selbstzweifel? Gar nichts, oder? Deshalb glaube ich jetzt einfach mal an meine Erklärung.

Da die Übungen mit positiver Verstärkung (also Nullposition, Entspannung und antreten und vorwärtslaufen mit Handrücken- oder Objekttarget) funktionieren im Roundpen echt gut. Auch das Fresssignal und das Fressende-Signal funktionieren recht gut. Ich konkurriere nicht mehr so sehr mit dem Gras. Also wollte ich mich ein bisschen mehr in die Lernzone bewegen. Einerseits wollten wir uns der Gruselecke auf dem Reitplatz annähern, andererseits eben draußen ein paar Schritte gehen.

Witzigerweise ist die Anspannung bei Lukas auf dem Reitplatz sofort sicht- und spürbar größer als auf dem Roundpen. Auf dem Reitplatz kommt es noch ab und zu zu unkontrollierten Hüpfern und angespannten Renn- und Buckelaktionen. Dabei wird ziemlich deutlich, dass wir noch stark an der Verarbeitung der Stressreize arbeiten müssen. Das gelingt uns beiden noch nicht so gut.

Ich habe mich irgendwann entschieden, ihn auch auf dem Reitplatz frei laufen zu lassen, damit er auch wegrennen kann, wenn er das für nötig erachtet. Wir haben ein Hütchen-jagen-Spiel gespielt. Ich habe in verschiedenen Abständen zur Gruselecke Hütchen aufgestellt. Ich bestimme mit meiner Anwesenheit am Hütchen, welches gerade „aufgeladen“ ist. Kommt er dorthin und berührt das Hütchen mit der Nase, kommen Klick und Leckerli. Das ganze zweimal, dann gehe ich zum nächsten Hütchen. Dieses Spiel funktioniert ganz gut, auch wenn Lukas‘ Aufregung sich in sehr energischen Bewegungen äußert. Aber es macht ihm auch Spaß. Am Anfang hat er ein bisschen gebraucht, um sich zu den Hütchen zu trauen, aber am Ende ist er mir einfach hinterhergetrabt. Das hat einiges an Vertrauen auf meiner Seite erfordert, dass er mich nicht einfach umrennt.

Das Hütchen-Spiel ist die Vorbereitung auf meine Spaziergänge. Denn ich denke, dass es Lukas leichter fällt, zu einem bestimmten Ziel zu gehen, als einfach in eine Richtung drauflos zu laufen. So sieht er einen Sinn in unserem Tun. Die Hütchen werden meine Zielpunkte.

Gestern habe ich dann draußen drei Hütchen aufgestellt. Eines stand noch auf dem Reitplatz. Die drei Hütchen habe ich so aufgestellt, dass er eines direkt am Anfang des Weges erreichen konnte, eines nur 5 Meter weiter stand, das dritte nochmal 10 Meter weiter, er konnte es aber jederzeit sehen. Dann haben wir uns aufgemacht und sind die Hütchen abgelaufen.

Gut geklappt hat, dass wir tatsächlich bis zum dritten Hütchen gekommen sind, ohne dass wir uns in die Panik- oder Überforderungszone begeben mussten.

Weniger gut geklappt hat, dass er die Hütchen weitgehend ignoriert hat und immer sofort lieber Gras gefressen hat. Mein Ziel war eigentlich, dass er das Hütchen berührt, dafür einen Klick und dann die Erlaubnis zum Grasen bekommen.

Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Immerhin hat er sich mit „Weiter geht’s“ recht zuverlässig zum Weitergehen bewegen lassen. Das hat also ziemlich gut geklappt.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden.

Mir ist aber noch eine Sache aufgefallen, die ich vorher noch nicht bemerkt hatte: Auf dem Weg zurück zum Stall zögert er kurz bevor wir den Hof betreten. Am Freitag habe ich ihn nur mit Mühe zum Weitergehen bewegt, am Sonntag war das Zögern aber auch deutlich. Am Sonntag war ich aber schon darauf vorbereitet und habe ihm mehr Zeit eingeräumt. Er hat dann alles gründlich beschnuppert und dann ging es. Das muss ich mal weiter beobachten.

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