Pferde haben ein Zeitgefühl

17.08.2025

Ich bin zurück aus dem Urlaub. Ich war mit meiner Familie in Island und bin total begeistert von diesem Land. Man ist dort der Natur so nah, dass man ihre Kraft spürt. Den Isländern geht es genauso, deshalb sind sie in Sachen Natur- und Tierschutz viel weiter als die Deutschen.

Aber das hier ist ja kein Reiseblog, deshalb konzentriere ich mich mal wieder auf die Pferde. Also Lukas, nicht die Islandpferde (die aber auch toll waren). Ich war nach drei Wochen Pause wieder bei Lukas. Wenn jemand denkt, Tiere haben kein Zeitgefühl, möchte ich hiermit vehement widersprechen. Statt freudig mit mir mitzukommen, hat er mich erst mal seelenruhig stehen lassen und weiter Heu gefressen. Ich möchte ihn ja nicht mehr zu etwas zwingen, was er nicht will, also habe ich geduldig abgewartet. Nach vielleicht fünfzehn Minuten ist er dann doch mitgekommen. Ihr denkt, fünfzehn Minuten sind nicht lang? Stellt euch mal fünfzehn Minuten neben ein Pferd, welches euch die ganze Zeit aktiv ignoriert. Das kann sich sehr lang anfühlen.

Am Putzplatz haben wir dann direkt das Medical Training von vor dem Urlaub aufgegriffen. Und siehe da, es hat nicht nur das stillstehen gut geklappt, sondern sogar der nächste Schritt, also dass ich auf ihn zugehe, während er weiter stillsteht und er dann erst belohnt wird.

Als nächstes sind wir spazieren gegangen. Es war wieder sehr heiß (über 30 Grad), da wollte ich nicht allzu viel verlangen. Also sind wir zur ersten Grasinsel gegangen, wo er fünf Minuten fressen durfte. Danach ging es weiter zur zweiten (3 Minuten) und zur dritten (1 Minute). Weil es so gut lief, bin ich direkt noch weiter bis zur Straße gegangen und habe ihn dann dort nochmal sechs Minuten grasen gelassen, bevor wir wieder umgekehrt sind (natürlich inklusive aller Grasinseln). Ich war total begeistert. Auf dem Titelbild seht ihr die Grasinsel an der Straße, bis zu der wir seit Monaten nicht gekommen sind.

Zurück am Putzplatt durfte er mir per Startsignal (Target-Stick in einer Pylone mit der Nase berühren) mitteilen, wann ich ihn abspritzen darf. Ich habe immer nur ein Körperteil genommen und dann belohnt und dann erst weiter gemacht, als er wieder das Startsignal gegeben hat.

Ergebnis: wir haben die rechte Seite komplett nass gespritzt (sogar zweimal), von der linken Seite aber nur das Vorder- und das Hinterbein. Er sah ziemlich witzig aus und ich frage mich, was die Leute gedacht haben, die ihn hinterher gesehen haben. Aber er war deutlich in seiner Kommunikation, also habe ich das gemacht, was für ihn okay war.

Nach dem guten Auftakt am Freitag war ich heute wieder da, diesmal mit meiner großen Tochter, die unbedingt auch Reiten wollte. Das war mein erster Fehler heute. Dieses „unbedingt“ lässt sich mit der positiven Verstärkung und dem Mitspracherecht nur bedingt umsetzen. Als Lukas das Pad gesehen hat (meine Tochter reitet nur mit Pad, kein Sattel, keine Trense), hat er uns deutlich durch zur Seite gehen gezeigt, dass er das nicht will. Wir haben es ihm trotzdem umgebunden. Und da sieht man mal wieder, wie nett diese Tiere doch sind, er hat sich nicht gewehrt.

Gemeinsam sind wir zum Roundpen gegangen, meine Tochter auf Lukas und haben dort das Folgen auf Target trainiert. Das hat super geklappt, nur Traben wollte Lukas nicht. Ich habe auch seinen besorgten Ausdruck im Gesicht gesehen, aber nicht reagiert. Das war mein zweiter Fehler.

Ich wollte dann noch mehr und wir sind auf den Reitplatz gewechselt. Irgendwie wollte ich meiner Tochter den Gefallen tun und Lukas zum Traben bringen. Mein dritter Fehler. Schließlich wurde es ihm zu bunt und er hat sich – mit meiner Tochter auf dem Rücken – zum Wälzen hingelegt. Sie konnte gerade noch rechtzeitig abspringen. Keine schöne Erfahrung, für niemanden von uns. Aber nur die logische Konsequenz von allen meinen Fehlern heute.

Nachdem wir ihn danach eine lange Weile in Ruhe grasen gelassen haben (ohne meine Tochter), konnte sie sich nochmal draufsetzen und er wollte sogar noch ein Stück spazieren gehen. Wir sind nur bis zur zweiten Grasinsel gegangen, danach habe ich das heutige Training abgebrochen. Trotzdem war das Ende eigentlich ganz schön.

Da meine Töchter schon angekündigt haben, dass sie demnächst öfter mitkommen wollen, muss ich mir dringend etwas einfallen lassen, wie ich alle Interessen unter einen Hut bekomme – auch die des Pferdes. Gar nicht so einfach.

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