Können Pferde einem den Mittelfinger zeigen?

13.07.2025

Anatomisch gesehen wahrscheinlich schon. Schließlich ist ja ihr Huf der Mittelfinger. Dann müsste man also sagen: Lukas hat mir am Freitag den Huf gezeigt. Warum? Ich war das letzte Wochenende nicht da. Ich hatte einen guten Grund: wir haben die Kinder zu Oma und Opa gebracht. Das sind zweimal je 7 Stunden Autofahrt, da ging das ganze Wochenende drauf. Aber das kann ich dem Pferd schlecht erklären. Aus Lukas‘ Sicht habe ich ihn also im Stich gelassen. Seine Meinung dazu hat er mir am Freitag dann auch deutlich gezeigt. Anstatt mit mir Hütchen-Slalom auf dem Reitplatz zu üben, war er quasi die ganze Zeit am Grasen.

Man könnte vielleicht auch sagen, dass es am warmen Wetter gelegen hat und an der Tatsache, dass er erst am Vortag einen längeren Kutschausflug gemacht hat. Aber ich glaube, es hatte mit meiner Abwesenheit zu tun. Zumal es nicht das erste Mal war, dass wir uns erst wieder eingrooven mussten, wenn ich ein paar Mal hintereinander nicht da war. Immerhin haben wir es geschafft, etwa 20 Meter weit auf dem Spazierweg zu kommen. Der Rückweg war nicht ganz so geschmeidig, weil er doch deutlich zum Gras gezogen hat. Ich habe versucht, seinen Wunsch einzubeziehen, aber trotzdem voranzukommen. Also sind wir immer ein paar Meter gelaufen, dann durfte er wieder grasen. Inzwischen ist das Gras auch ganz schön trocken und schmeckt bestimmt nicht mehr so gut. Trotzdem hatte ich am Freitag und auch heute das Gefühl, dass sein Grashunger schon mal deutlich kleiner war.

Heute war ich dann wieder da. Als ich in den Offenstall gekommen bin, stand er am Heu. Ich habe also geduldig gewartet, bis er fertig und bereit war, mit mir zu kommen. Diesmal hat er meine Geduld auch ganz schön auf die Probe gestellt. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber zwanzig Minuten habe ich bestimmt gewartet. Immerhin ist er dann brav mit rausgekommen.

Zuerst sind wir wieder den Spazierweg gegangen, nochmal ein paar Schritte weiter als gestern. Dann durfte er grasen und das hat er auch gern getan. So gern, dass er nicht mehr mit zurückkommen wollte. Klar, ich hätte ihn zwingen können, aber das wollte ich nicht. Also haben wir uns wie am Freitag langsam zurückgearbeitet. Wieder hatte ich das Gefühl, dass er meine Geduld auf die Probe stellt.

Immerhin fühlt er sich in meiner Gegenwart auf dem Reitplatz inzwischen so wohl, dass er sich wälzt. Das hat er heute erst das zweite Mal gemacht.

Heute haben wir den Slalom dann mit hintereinanderliegenden Stangen probiert. Er war williger bei der Mitarbeit als am Freitag, aber es war wieder heiß, auch der Sand. Nach etwa 20 Minuten auf dem Reitplatz habe ich dann schon wieder aufgehört. Zwischendurch habe ich ein paar Schritte Rückwärts abgefragt, das müssen wir echt noch weiter üben. In meiner Idealvorstellung läuft er vorwärts – seitwärts – rückwärts – seitwärts in einem schönen Viereck. Aber sind wir mal ehrlich: So lange er keinen Sinn darin sieht, werde ich ihn wohl kaum dazu bekommen. Vielleicht hat ja jemand von euch einen guten Tipp, in welcher Situation man dieses Verhalten brauchen könnte – warum es also Sinn macht, das zu üben.

Auf dem Rückweg durfte er dann nochmal Gras fressen. Auf diese Art haben wir für den Rückweg von 50 Metern vielleicht eine Viertelstunde gebraucht.

Zurück auf dem Hof habe ich ihn dann abgespritzt. So eine richtig gute Kommunikation haben wir noch nicht gefunden. Sein Einverständnissignal ist das Kopfsenken. Das zeigt er auch gut. Dann spritze ich. Wenn er den Kopf wieder hochnimmt, höre ich auf. Aber er wartet ja zwischendurch auf seine Belohnung. Mir ist noch nicht ganz klar, wann die am sinnvollsten kommt. So klicke ich also immer mal wieder, wenn er den Kopf gesenkt hält und ich ein bisschen spritzen durfte. Ganz schön herausfordernd, seinen Kopf, das Abspritzen und das Klickern gleichzeitig im Blick zu haben.

Inspiriert von www.zusammenfrei.de (Juli-Challenge) gab es dann einen Apfel in einem Eimer Wasser. Ich war gespannt, wie er diese Aufgabe löst. Wer jetzt denkt, dass das Pferd einfach das Maul aufmacht und den Apfel schnappt, hat sich geirrt. Lukas hat zuerst versucht, den Eimer auszutrinken. Nach einer Weile kam er dann auf die Idee, den Eimer einfach umzukippen. Der Apfel rollte raus – Problem gelöst. Ist schon ganz schön schlau der Kleine.

Und dann kam noch unsere Herausforderung des Tages. Seit dem letzten Hufschmiedbesuch trägt Lukas keine Hufeisen mehr. Vorher hatte er an den Vorderhufen welche. Die Hufe müssen sich jetzt natürlich erst mal wieder an die Belastung gewöhnen. Seine Besitzerin hat mir noch am Freitag erzählt, dass ein Stück seines Hufes abgesplittert ist, welches ihr Mann dann abflexen musste. Dabei hat er sich wohl wieder ganz schön geängstigt und ins Halfter gehängt. Und heute war am anderen Huf auch ein Stück abgesplittert. Ihr Mann war nicht weit und kam auch sofort mit der Flex um die Ecke. Kennt ihr dieses Gerät? Das macht einen Mordskrach. Ich habe angeboten, Lukas zu halten, damit er sich nicht aufhängt. Doch er hatte viel Angst, hat den Kopf hochgerissen und wollte ausweichen. Irgendwann stand er dann so an der Wand, dass er nicht weiter ausweichen konnte. Immer, wenn er den Huf gegeben hat, habe ich ihn belohnt. Und dann fiel mir ein, dass ich gelernt habe, wie man mit solchen Extremsituationen (für das Pferd) umgehen kann: Konstantes Füttern. Also habe ich geklickt und gefüttert und wieder geklickt und gefüttert, so lange am Stück, bis der Huf fertig war. Letztlich ging es dann doch ganz gut. Das mit dem Geräusch war glaube ich das größte Problem und das werden wir künftig üben.

Vor allem, weil ich endlich eine Idee für ein gutes Kooperations-Hilfsmittel habe. Ich stelle einfach mein Target in eine Pylone. Ab nächste Woche werden wir damit anfangen.

So, und zum Schluss noch eine kurze Frage in die Runde: Ich spiele mit dem Gedanken, im Anschluss an meine Weiterbildung zum Tierheilpraktiker noch eine Weiterbildung in TCVM, also traditioneller chinesischer Medizin für Tiere zu machen. Ich habe die Möglichkeit, das bei Impulse zu machen, der Schule, in der ich jetzt bereits studiere. Aber ich habe jetzt ein Angebot gesehen, bei dem man nicht nur theoretische Lernhefte bekommt, sondern Videos und Anleitungen. Ich habe mir mal eine Probelektion angeschaut und das Ganze scheint für mich ideal zu sein. Allerdings liegen die Kosten bei über 5.000 € und der Zeitaufwand bei weiteren 18 Monaten. Würdet ihr das machen? Und kennt vielleicht jemand von euch die Anbieterin: Tina Doxader? Ich würde mich wirklich über ein paar Meinungen hierzu freuen.

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